Meinung

Die liberal-globalistische Elite des Westens zerstört die Lebensweise der Europäer – nicht Russland

Beim weltweiten Kampf um die Ausrichtung des globalen Systemübergangs geht es genauso um soziokulturelle Fragen und um die Rechte – oder deren Absenz – individueller Staaten, diese selbst zu bestimmen und zu schützen, wie es um Geopolitik geht.
Die liberal-globalistische Elite des Westens zerstört die Lebensweise der Europäer – nicht Russland

Von Andrew Korybko

Wladimir Selenskij behauptete während seiner Rede im Europäischen Parlament, dass Russland die Lebensweise der Europäer zerstören wolle. Aber in Wirklichkeit ist es die liberal-globalistische Elite des Westens, die dies tut. Diese Individuen werden vom Glauben an den vermeintlichen Universalismus ihrer radikalen Ideologie angetrieben, ihre Grundsätze ausnahmslos allen anderen aufzuzwingen, beginnend bei der eigenen Bevölkerung, um sie anschließend auf die ganze Welt auszudehnen. Russlands konservativ-souveränistische Weltanschauung ist dagegen weder universell noch expansionistisch.

Der von den USA geführte kollektive Westen wird von Menschen regiert, die davon überzeugt sind, dass es unmoralisch ist, den individuellen soziokulturellen Ausdruck einzuschränken. Dies betrachten sie als einen Akt der Bigotterie, als rassistisch und fremdenfeindlich. Individueller soziokultureller Ausdruck macht die liberale Hälfte ihrer Ideologie aus. Dementsprechend praktizieren sie den Ansatz einer laschen Permissivität gegenüber soziokulturellen Minderheiten, wie zum Beispiel gegenüber solchen mit nicht-traditionellen sexuellen Neigungen oder gegenüber Migranten – unabhängig von der Legalität ihrer Anwesenheit –, insbesondere gegenüber solchen aus Zivilisationen mit sehr unterschiedlichen Moralvorstellungen, Ethiken, Werten und Prinzipien.

Die Ausbreitung dieser soziokulturellen Minderheitenansichten, die normalerweise von der Mehrheit der indigenen Bevölkerung – um es milde auszudrücken – als "störend" empfunden werden, wird durch die stillschweigende Unterstützung durch den Staat aus den oben genannten ideologischen Gründen beschleunigt. In der Praxis führt dies dazu, dass Ansichten der LGBT+ beeinflussbaren Kindern in der Schule sowie Einwanderern aufgezwungen werden, die sich weigern, sich zu assimilieren und in die Gesellschaft zu integrieren, sowohl in Bezug auf ihr Verhalten als auch auf die Sprache, die sie verwenden, wenn sie mit Einheimischen in Kontakt kommen.

Was das Thema LGBT+ anbelangt, so widerspricht es den religiösen Ansichten der gesellschaftlichen Mehrheit sowie den Rechten, mit denen Eltern ausgestattet sind, wenn es darum geht, ob ihre Kinder sexuell sensiblen Themen ausgesetzt werden sollen oder nicht, einschließlich durch öffentliche "Pride"-Paraden. Was die Assimilierung betrifft, so nimmt dies die Form öffentlicher zelebrierter Gebetsrituale sowie lauter und regelmäßiger Rufe zum Gebet; es entstehen sogenannte "No-Go-Zonen" und es bildet sich eine Schicht unter den Migranten, die sich weigern, die Sprache zu lernen, die von der Mehrheit ihrer neuen Gesellschaft gesprochen wird.

Beide Ergebnisse tragen gemeinsam dazu bei, die soziokulturellen Normen – also die Lebensweise – der Staaten, in denen sich diese Prozesse entfalten, radikal umzugestalten, was das direkte Ergebnis davon ist, dass ihre Eliten ihre liberal-globalistische Ideologie aggressiv den Menschen aufoktroyieren, in deren Namen diese Eliten regieren. Die globalistische Seite dieser Medaille wird dann von den oben genannten Eliten dafür instrumentalisiert, um ihre selbsternannten Erlasse auszuweiten, um anschließend ihre radikale liberale Ideologie allen anderen auf der Welt aufzuzwingen.

Russlands konservativ-souveränistische Weltanschauung, die sich mit derjenigen deckt, die auch von den meisten Teilen des globalen Südens – und damit der großen Mehrheit der Menschheit – geteilt wird, ist das genaue Gegenteil der liberal-globalistischen Weltanschauung, wie sie von der Elite des kollektiven Westens vertreten wird. Anders als der Westen glaubt Russland, dass es tatsächlich unmoralisch ist, einige soziokulturelle Ausdrucksformen nicht einzuschränken, da die daraus resultierende Verbreitung radikaler Ansichten, durch den Ansatz einer laschen Permissivität, gegen die Rechte der Mehrheit verstößt.

Vor diesem Hintergrund hat Russlands Gesetzgeber kürzlich die öffentliche Äußerungen zu nicht-traditionellen sexuellen Ansichten vollständig verboten, um die soziokulturellen Normen der Mehrheit zu schützen, in deren Namen diese gewählten Gesetzgeber regieren. Dieser konservative Ansatz verbietet nicht die Ausübung nicht traditioneller sexueller Beziehungen in der eigenen Wohnung – abgesehen natürlich von der Beibehaltung des Verbots von Pädophilie und anderen Formen von Sexualverbrechen wie zum Beispiel Zoophilie –, sondern schützt einfach die Rechte der Mehrheit.

Was die Dimension bei der Einwanderung dieses Problems betrifft, so hat Russland seine damit verbundenen Gesetze reformiert, um von jenen Menschen, die freiwillig in seine Gesellschaft eintreten wollen, zu verlangen, dass sie sich assimilieren und sich darin integrieren, wozu sie die Sprache, die Gesetze, die Geschichte und die Traditionen des Landes erlernen müssen. Natürlich haben sie immer noch das Recht, sich im Rahmen der bestehenden Gesetze öffentlich zu äußern, und niemand schränkt sie in ihren eigenen vier Wänden ein, aber auch dies trägt zum Schutz der Rechte der Mehrheit bei.

Im Gegensatz zum kollektiven Westen betrachten Russland und die meisten seiner Partner im globalen Süden, ihre konservativ-souveränistische Weltanschauung weder als universell, noch zwingen sie diese aggressiv anderen auf. Obwohl sie mit den liberal-globalistischen Ansätzen des kollektiven Westens nicht einverstanden sind und in einigen Fällen ihre Abscheu gegenüber einigen ihrer Erscheinungsformen zum Ausdruck bringen, wollen sie die westliche Gesellschaft nicht verändern.

In Anbetracht dessen hat Selenskij glatt gelogen, als er in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament behauptete, Russland wolle die europäische Lebensweise zerstören. Russland will nichts dergleichen tun, denn diese eurasische Großmacht hat weder den Willen noch die Mittel, anderen eine gegensätzliche Weltanschauung aufzuzwingen. Während viele unter Russlands Eliten und der Mehrheit der Bevölkerung, in dessen Namen diese Eliten regieren, mit den konservativen Souveränisten innerhalb der EU sympathisieren, werden sie sich nicht in die Angelegenheiten des kollektiven Westens einmischen, um sie politisch zu unterstützen.

Die soziokulturellen und politischen Klarstellungen, die in dieser Analyse geteilt werden, müssen unbedingt akzeptiert werden, wenn man die strategische Dynamik des Neuen Kalten Krieges wirklich verstehen will. Beim weltweiten Kampf um die Ausrichtung des globalen Systemübergangs geht es genauso um soziokulturelle Fragen und die Rechte – oder deren Absenz – individueller Staaten, diese selbst zu bestimmen und zu schützen, wie es um Geopolitik geht.

Dass dies nicht anerkannt wird, ist ein Fehler in den Analysen vieler Beobachter, was zu ungenauen Einschätzungen der Dynamik des Neuen Kalten Krieges führt.

Aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien spezialisiert hat sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischem Balanceakt und hybrider Kriegsführung.

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