Wirtschaft

So drastisch können sich Sanktionen gegen Russland auf die Weltwirtschaft auswirken

Während Russland versucht, die Folgen der Sanktionen abzufedern, bekommen Länder auf der ganzen Welt die Auswirkungen dieser Sanktionen auf ihre eigenen Volkswirtschaften zu spüren. Ökonomen befürchten eine Krise des Welthandels. Ein Überblick über mögliche Auswirkungen.
So drastisch können sich Sanktionen gegen Russland auf die Weltwirtschaft auswirkenQuelle: Legion-media.ru

Die gegen Russland erlassenen Sanktionen treffen nicht nur Moskau, sondern unvermeidlicherweise auch die Volkswirtschaften der Länder, die diese Sanktionen mitgetragen haben. Wirtschaftswissenschaftler warnen vor einer bevorstehenden globalen Rezession, da sich die finanziellen Turbulenzen verschärfen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Punkte:

Internationaler Währungsfonds warnt vor "schwerwiegenden Auswirkungen"

Die vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen werden sich stärker auf das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswirken als der Konflikt in der Ukraine selbst, so die Weltbank am Montag. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor "schwerwiegenden Auswirkungen" auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte und erklärte, dass die Sanktionen gegen Russland erhebliche Folgen für viele Länder haben werden.

Globaler Handel in Not

Nahezu alle Volkswirtschaften verzeichnen bereits einen Rückgang des internationalen Handels, der auf die durch den Konflikt in der Ukraine und die nachfolgenden Wirtschaftssanktionen ausgelösten Störungen zurückzuführen ist, so die Daten des deutschen Thinktanks Kieler Institut. Der internationale Handel hat gerade erst begonnen, sich von dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020 zu erholen, da folgt schon die nächste Krise. Der Schienengüterverkehr zwischen China und Europa, der durch Russland verläuft, erlebte im vergangenen Jahr aufgrund von Überlastungen in den großen Häfen einen Aufschwung, leidet jetzt aber unter zunehmenden Stornierungen durch europäische Kunden. Die Sanktionen gegen Russland beginnen den Welthandel zu beeinträchtigen, sagen Analysten und weisen auf verheerende Folgen für internationale Importeure hin.

Probleme mit Lieferketten verschärfen sich

Hunderte von Tankern und Massengutfrachtern wurden von den russischen und ukrainischen Häfen im Schwarzen Meer umgeleitet. Die Schiffe sitzen in den Häfen und auf See fest und können ihre Ladung aufgrund der Sanktionen nicht entladen. Globale Lieferketten, die jahrzehntelang funktionierten, wurden bereits durch die Corona-Krise unterbrochen, was zu massiven Engpässen, Unterbrechungen und Preissteigerungen führte. Nach Ansicht von Experten könnten die Ukraine-Krise und die durch die Sanktionen verursachten Spannungen ein "nie dagewesenes Erdbeben" für den weltweiten Waren- und Dienstleistungsverkehr auslösen, der nie wieder so sein werde wie zuvor.

Lebensmittelknappheit droht

Der Konflikt und die westlichen Sanktionen könnten die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen gefährden. Die Lebensmittelpreise, die bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2020 angestiegen waren, erreichten im Februar 2022 aufgrund der hohen Nachfrage, der hohen Input- und Transportkosten sowie der Unterbrechungen in den Häfen ein Allzeithoch. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erklärte letzte Woche, dass die derzeitige Situation eine globale Nahrungsmittelknappheit auslösen könnte, da Russland und die Ukraine eine wesentliche Rolle bei der weltweiten Produktion und Versorgung mit Nahrungsmitteln spielen.

Daten der UN-Organisation zeigen, dass die Weltmarktpreise für Weizen und Gerste im Laufe des Jahres 2021 um 31 Prozent gestiegen sind. Die Preise für Rapsöl und Sonnenblumenöl stiegen um mehr als 60 Prozent. Die hohe Nachfrage und die schwankenden Erdgaspreise haben auch die Kosten für Düngemittel in die Höhe getrieben. Der russische Präsident Wladimir Putin hat davor gewarnt, dass westliche Sanktionen gegen Moskau die weltweiten Lebensmittelpreise weiter in die Höhe treiben könnten, da Russland einer der weltweit wichtigsten Produzenten von Düngemitteln ist, die für die globale Landwirtschaft unerlässlich sind.

Sanktionsbedingte Teuerung

Da die Vereinigten Staaten und Europa ihre Sanktionen gegen Russland verschärfen, werden die westlichen Verbraucher bald mit höheren Kosten für Produkte des täglichen Bedarfs konfrontiert sein, sagen Analysten. Der Preisdruck kommt zu einer Zeit, in der die Inflationsrate in den USA bereits ein fast 40-jähriges Hoch erreicht hat. Russland ist ein führender Exporteur von Erdöl, Erdgas, Kohle, Metallen, Mineralien, seltenen Erden, Holz und Kunststoffen, die weltweit in einer Reihe von Produkten und in einer Vielzahl von Branchen – von der Stahlindustrie über die Automobilindustrie bis zur Elektronik – verwendet werden.

Die lähmenden westlichen Sanktionen haben bereits dazu geführt, dass die Rohstoffpreise historische Höchststände erreicht haben. Steigende Energiekosten haben die Verbraucher und Haushalte weltweit belastet. Analysten warnen, dass die Kosten trotz der Freigabe strategischer Reserven durch eine Reihe von Ländern bald auf ein unerschwingliches Niveau steigen könnten.

Eigentor Sanktionen

Putin warnte davor, dass die gegen sein Land verhängten Sanktionen im Westen und in der ganzen Welt Widerhall finden würden. Dies würde sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar machen, unter anderem durch höhere Lebensmittel- und Energiepreise. In der Zwischenzeit werde Moskau seine Probleme lösen und gestärkt daraus hervorgehen, so der russische Präsident.

Russland hat zudem damit begonnen, Gegensanktionen gegen den Westen zu verhängen, indem es unter anderem die Ausfuhr von Telekommunikations-, Medizin-, Automobil-, Landwirtschafts-, Elektro- und Technologieausrüstung bis Ende 2022 verboten hat. Insgesamt wurden mehr als 200 Güter auf die Liste der Ausfuhrsperren gesetzt, darunter auch Eisenbahnwaggons, Container, Turbinen und andere Güter. Sollte Russland beschließen, die Öl- und Gaslieferungen nach Europa zu unterbrechen, würden die Energiepreise in die Höhe schnellen und die Wirtschaft der Region in eine Rezession stürzen.

Furcht vor einer weltweiten Rezession

Eine neue Umfrage der Bank of America (BofA) zeigt, dass beunruhigte Anleger aufgrund von Rezessionsängsten begonnen haben, Bargeld zu horten. Laut Michael Hartnett, dem Chef-Investmentstrategen der BofA, sind die globalen Wachstumserwartungen der Fondsmanager auf einem 14-Jahres-Tief. Die Mehrheit der Befragten erwartet, dass die Inflation "dauerhaft" sein wird.

Was die Risiken angeht, so wird die Russland-Ukraine-Krise als das größte "Tail Risk" für die Märkte angesehen, dicht gefolgt von einer globalen Rezession. Wirtschaftswissenschaftler sagen, dass sich der Inflationsdruck bereits vor der Krise aufgebaut hat. Steigende Öl- und Gaspreise haben weltweit die Alarmglocken für eine Rezession schrillen lassen. Und nun hat auch die US-Wirtschaft begonnen, ein Rezessionswarnzeichen zu geben.

"Das Trommeln der Rezession wird immer lauter", so Nancy Tengler, CEO und CIO von Laffer Tengler Investments, in einem Bericht. Es gebe viele Gründe, sich Sorgen zu machen: "Steigende Inflation, steigende Energiekosten, eine fast sichere Rezession in der Eurozone und eine gefährlich flache Zinskurve", so Tengler.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.