RT-Exklusiv: Schweinegrippe könnte in Russland viel tödlicher gewesen sein als angenommen
In Russland konnte das Ausmaß der Schweinegrippe-Epidemie in den Jahren 2009 und 2010 Hunderte Male größer gewesen sein, als offizielle Statistiken es annehmen lassen – oder eben auch nicht. Diese frappierende Ungenauigkeit hat sehr viele Gründe, von denen jeder in Zeiten der heutigen Corona-Epidemie durchaus bedenkenswert ist.
In Gesprächen mit RT erinnerten sich Dutzende Ärzte aus verschiedenen Regionen des Russlands – Virologen, Intensivmediziner, Lungenheilkundler, Allgemeinmediziner – daran, wie sie diese Epidemie in Russland bekämpften. RT analysierte auch die Statistiken und Forschungsarbeiten zu dieser Epidemie der A(H1N1)-Schweinegrippe, die unmittelbar nach deren Abklingen durchgeführt wurden. All dies half nicht nur dabei, sich ein Bild vom tatsächlichen Ausmaß und Verlauf der Epidemie im Jahr 2009 zu machen, sondern auch dazu, die Gründe für die enorme Diskrepanz der echten Fallzahlen (falls man überhaupt von den echten Fallzahlen sprechen kann) zu den offiziellen Daten zu verstehen.
"Als ich in die Reanimation eingeliefert wurde, kam mir schon rosa Schaum aus dem Mund. Die Reanimation war zum Platzen voll. Eine junge Frau wurde direkt nach mir eingeliefert, sie keuchte und schrie. Man legte sie auf eine Rollliege neben der meinen, hängte einen Vorhang zwischen uns auf. Eine Stunde später wurde sie schon mit verdecktem Gesicht weggebracht", schildert Olga aus Sotschi ihre Erinnerungen an die Schweinegrippe-Epidemie von 2009.
Ständig wurden neue Patienten eingeliefert, ebenso regelmäßig wurden auch die Verstorbenen weggetragen, sagt Olga. "Meiner Tochter wurde gesagt, dass ich im Sterben liege. Sie ist aus einer anderen Stadt angereist, um sich von mir zu verabschieden."
Ärzte fielen vor Müdigkeit um, es gab nicht genügend Betten.
"Wir hatten noch nie etwas von Beatmungsmaschinen gehört. Alles, was wir hatten, waren Sauerstoffmasken – und die reichten hinten und vorne nicht. Es gab nicht genug Ärzte, nicht genug Liegeplätze – auf den Fluren lagen Menschen mit schwerer Lungenentzündung auf Rollliegen", erinnert sich Olga.
Infizierte Schwangere und frisch Entbundene wurden in die Pulmonologie verlegt, erinnern sich Mitarbeiter eines Entbindungskrankenhauses in Sotschi. "Ein paar Tage später riefen Kollegen an, teilten mit: 'Tot.' Lungenentzündungen waren das, aber mit blitzschnellem Verlauf, die nicht behandelt werden konnten. Sehr viele Tote – auch Kinder."
In der überwiegenden Mehrheit der Fälle war im Jahr 2009 die Todesursache eine durch das Grippe-A-Virus H1N1 verursachte Lungenentzündung – wie auch jetzt bei der Pandemie des Coronavirus.
Es gab kaum eine Region in Russland, in der sich die Ärzte nicht mit der Epidemie auseinandersetzen mussten.
"Während des Ausbruchs der Schweinegrippe starben Menschen an Lungenentzündung, so wie es auch jetzt geschieht", bestätigen Ärzte eines Krankenhauses in Saratow, die vor zehn Jahren Schweinegrippe-Infizierte behandelten. "Am schlimmsten betroffen waren die ganz kleinen Kinder – unter drei Jahren", sagte ein Arzt des Saratow-Krankenhauses. Darunter befand sich eine große Zahl von Patienten mit allen Arten akuter Virusinfekte der Atemwege und Grippe.
Irgendwann begannen sich in der Bevölkerung Gerüchte über eine Lungenpestepidemie zu verbreiten. "Die Bewohner der Region Saratow erfasste Panik, obwohl keine Fälle dieser Krankheit verzeichnet wurden", erinnern sich die Gesprächspartner von RT.
In den Budgets war gerade einmal genug Geld für den Impfstoff für Grundschüler, erinnern sich ihre Kollegen aus Woronesch. "Die Eltern mussten ihre Kinder von ihrem eigenen Geld impfen", sagten sie. "Viele Menschen waren wütend, sie dachten, die Epidemie sei ein künstlich aufgebauschtes Problem, und sie waren sicher, dass jemand damit einfach Geld verdienen wollte." Deshalb lehnten viele Menschen Impfungen ab, kauften dafür aber in großem Umfang antivirale Medikamente auf, was zu einer Verknappung dieser Arzneien führte.
"Nur bei mir starben drei oder vier Menschen pro Tag", erinnert sich ein Pulmonologe aus Lipezk. "Ich erinnere mich an ein Mädel, als säße sie jetzt vor mir. Sie 22, das Kind zwei Jahre alt. Haben wir nicht retten können. Mit Beatmungsmaschinen ist es so eine Sache – hängt man erst an der 'Röhre', kommt man erst kurz vor der Fahrt ins Leichenschauhaus wieder runter."
"Es war wie ein Krieg, den uns das Virus erklärt hatte"
Der erste Fall der Schweinegrippe in Russland wurde am 21. Mai 2009 gemeldet. Nikolai Malyschew, leitender Forscher im Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie des russischen Gesundheitsministeriums, erinnerte sich im Gespräch mit RT, wie sich die Epidemie auf die Moskau auswirkte. Zu dieser Zeit arbeitete er als Chefarzt des Infektionsklinischen Krankenhauses № 1 in Moskau, das die meisten Patienten mit H1N1 aufnahm.
Die Krankheit nahm plötzlich einen ziemlich explosiven Charakter an. Zunächst waren es Einzelfälle – doch buchstäblich über Nacht war alles voller Patienten. Ich komme morgens ins Krankenhaus – und alle Abteilungen, die vorbereitet wurden, sind ausgelastet. Ich musste neue vorbereiten lassen: Die Patienten wurden aus der ganzen Stadt herangeholt.
Bald gab es überhaupt keine freien Plätze mehr, und andere Krankenhäuser wurden zur Aufnahme der erkrankten Menschen herangezogen. Es gab "eine riesige Zahl" von Patienten, erinnert sich Professor Sergei Babak. Im Jahr 2009 arbeitete er am Institut für Pulmonologie im Krankenhaus № 57 im Moskauer Bezirk Ismailowo und behandelte Patienten mit H1N1.
"Wie jetzt bei COVID-19 waren die Menschen damals durchgehend von Angst ergriffen", erzählt er. "Die Schulen wurden geschlossen, Studenten gingen nicht zur Uni. In unserem Krankenhaus wurden alle Grippefälle der Analyse unterzogen. Bei positivem Ergebnis wurde der Patient isoliert und bekam eine spezielle Therapie verschrieben."
Im Jahr 2009 gab es in Moskau etwas mehr als 6.000 im Labor bestätigte Fälle, präzisiert Malyschew.
Die Todesrate betrug etwa ein Prozent. In die Statistiken haben wir nur Fälle aufgenommen, die auch im Labor bestätigt waren.
Kurz nach der Epidemie, im Jahr 2013, verfassten Malyschew und seine Kollegen vom 1. Infektionskrankenhaus und der Medizinisch-Zahnärztlichen Jewdokimow-Universität einen analytischen Bericht über die Besonderheiten der Diagnose und Behandlung von H1N1. Sie berechneten, dass in Wirklichkeit von 2009 bis 2013 etwa fünf Prozent der Russen an der Schweinegrippe erkrankt gewesen sein müssen.
"In einigen Fällen verlief die Grippe mit Komplikationen (Lungenentzündung, akutes Lungenversagen usw.). Bei Spätankömmlingen kam es auch zu tödlichen Ausgängen, wenn sie nicht rechtzeitig eine antivirale Therapie erhielten und zu Hochrisikogruppen gehörten: fettleibige Patienten, Patienten mit chronischer Alkoholvergiftung, Diabetes mellitus, schwangere Frauen und andere", schreiben die Autoren.
Fünf Prozent der Bevölkerung Russlands nach damaligem Stand sind 7,15 Millionen Menschen – und damit einhundertmal mehr, als in Laborversuchen mit PCR (Polymerase-Kettenreaktion) erfasst wurde. Malyschew macht auf eine erhöhtes Krankenaufkommen in der Hauptstadt aufmerksam, was zu einem vielleicht etwas zu negativen Bild führte:
Unter Medizinern dachte man, dass allein in Moskau etwa zwei Millionen Menschen krank seien. In der ersten Woche der Epidemie mussten zusätzliche Betten vorbereitet werden, zusätzliche Maschinen zur künstlichen Beatmung. Es gab einen Tag, an dem etwa 60 Personen gleichzeitig an einer Beatmungsmaschine hingen.
Doch letztendlich flossen nur noch die im Labor bestätigten Fälle in die offizielle Statistik ein – und diese waren nur ein Bruchteil. "Man sagte uns, da ist eine Grippewelle unterwegs", sagte der Arzt, "und wir begannen, diese Diagnose ohne Laboruntersuchungen auszustellen."
Am schwierigsten sei es gewesen, schwangere Frauen zu behandeln, da es zuvor keine Erfahrungen mit der Bekämpfung von H1N1 bei werdenden Müttern gegeben habe, räumte Malyschew ein. "Aber wir passten uns sehr schnell an und übernahmen die Erfahrungen aus Amerika, wo es ja viel mehr Erkrankte gab."
"Von Mai 2009 bis April 2013 wurden 1.994 Erwachsene im Moskauer Infektionsklinischen Krankenhaus № 1 (darunter 862 Schwangere) einer Behandlung gegen Influenza A (H1N1) pdm09 unterzogen, bei 264 von ihnen wurde die Grippe durch eine Lungenentzündung verkompliziert" – solche Daten sind im Bericht aufgeführt.
Malyschew verglich die Situation im Jahr 2009 mit einem Kriegsausbruch. "Es gab eine sehr große Anzahl von Patienten gleichzeitig. Es war wie ein Krieg – ein Krieg, den uns das Virus erklärt hat", schloss er.
Atypische Meinungen
Nach Daten offener Quellen, die unter anderem auf die WHO und die russische Aufsichtsbehörde für Verbraucher- und Gesundheitsschutz Rospotrebnadsor verweisen, erkrankten in Russland 25.300 Menschen an der Schweinegrippe, 604 verstarben an ihr. RT beantragte beim Gesundheitsministerium eine Bestätigung dieser Daten, erhielt jedoch keine Antwort.
Die Meinungen der befragten Mediziner waren geteilt. Einige zuckten mit den Schultern: Die Schweinegrippeepidemie war nicht ernst zu nehmender Natur. Andere neigen zu der Ansicht, dass die Krankheitsstatistiken die Ernsthaftigkeit der Lage stark herunterspielen.
Niemand veröffentlichte etwa jeden Tag Statistiken oder zeichnete Grafiken, alle Restaurants blieben offen", erinnert man sich in der Entbindungsklinik von Sotschi.
Die Hauptgründe für die Diskrepanz der Daten liegen in den Tests auf Schweinegrippe und der Registrierung von Personen, die daran erkrankten und starben.
Einer der Moskauer Ärzte, der an vorderster Front gegen die Schweinegrippe kämpfte, erklärte RT anonym: Im Jahr 2009 wurde H1N1 oft als ambulante Lungenentzündung registriert. Dies sei jedoch nicht auf böse Absicht oder gar etwa einen Erlass "von oben" zurückzuführen, sondern auf Besonderheiten der Patientenregistrierung und das Fehlen sachgemäßer Testbedingungen damals, erklärte er.
Larissa Popowitsch, Direktorin des Instituts für Ökonomie der Gesundheitsversorgung an der Moskauer Hochschule für Wirtschaft, Physiologin und Doktor der Biologie, stimmt dem zu: "Es ist gut möglich, dass die Epidemie deutlich weiter verbreitet war. Aber auf jeden Fall war sie nicht so tödlich, und daher verlief sie für Russland relativ schmerzlos", sagte sie RT.
"Über die Tatsache, dass es sich um die Schweinegrippe handelt, sprachen die Ärzte von Anfang an", erinnert sich Olga aus Sotschi, die die Krankheit überstand. "Aber weder ich noch irgendjemand sonst hatte auch nur ein Wort über die Schweinegrippe in den Dokumenten stehen. Sie hatten alle die gleiche Diagnose – 'Lungenentzündung'."
Der Arzt und Diagnostiker Wadim Haikin, der sich einer epidemiologischen Sonderausbildung unterzog, stimmt zu, dass Menschen mit H1N1 als an Lungenentzündung erkrankt registriert wurden. "Ja, genau so war es", bestätigte er.
Der Allgemeinmediziner Pjotr Wassiljew (Name geändert) betonte wiederum:
Es war andererseits auch niemand darauf aus, die Zahl der Erkrankten absichtlich zu verheimlichen.
Vielmehr sei es oft schwierig, die wahre Todesursache zu bestimmen: "Sagen wir, eine Person hat ein schwaches Immunsystem und eine Reihe von chronischen Krankheiten", gab der Arzt ein hypothetisches Beispiel. "Wegen des Virus werden seine alten Gebrechen immer schlimmer. Das Immunsystem wird noch stärker geschwächt, und eine chronische Lungenblähung oder Tachykardie verlaufen tödlich. Der Mensch stirbt – doch was ist die Todesursache? Das Virus, das ein Akutwerden und Fortschreiten einer chronischen Krankheit ausgelöst hat? Oder ist dann doch die Tachykardie selbst daran schuld?" Jeder Todesfall müsse im Detail behandelt werden, mahnt der Arzt an.
Medizinferne Menschen sagten gewöhnlich: "Ein Todesfall? Gab es ein Virus? Dann war das Virus auch die Todesursache." Doch Wassiljew fährt fort: "Was aber wäre, wenn der Patient das letzte Stadium einer Krebserkrankung hätte und ihm die letzten Wochen blieben? Der Mensch starb an Krebs. Aber beweise das mal der Öffentlichkeit: Sie glaubt zu gern an die Version mit dem Coronavirus, SARS oder irgendwelchen zweifelhaften Überseegrippen."
Das alles ist laut dem Mediziner eine Fehleinschätzung. Und es ist möglich, dass in der Situation mit der COVID-19-Pandemie ein ähnliches Durcheinander mit den Statistiken einstellen wird.
"Während der Schweinegrippeepidemie konnte man nicht jeden testen – es war zu zeitaufwändig und auch sehr teuer", sagten die befragten Ärzte. "Damals waren die Testsysteme noch nicht so weit entwickelt, sie waren einfach noch nicht fertig", bestätigt Professor Popowitsch von der Moskauer Hochschule für Wirtschaft.
"Getestet wurde eine kleine Zahl von Menschen, das stimmt", bestätigt Babak. "Der Krankheitsverlauf der Grippe folgte seinem eigenen Gesetz. Zum Beispiel blieb das blitzschnelle Erfassen der Lungen wie im Fall von COVID-19 damals aus. Dafür war diese Grippe zu jener Zeit sehr toxisch. Die Leute lagen regungslos, ihr Fieber war außergewöhnlich hoch."
Der Pandemie auf der Spur
Nicht nur in Russland kam es zu Verzerrung statistischer Daten. Das wirkliche Bild der globalen Pandemie wurde erst im Jahr 2013 gezeichnet, einige Jahre nach ihrem Ende. Damals veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift PLOS Medicine eine groß angelegte Studie eines internationalen Wissenschaftlerkollektivs.
Mediziner und Statistiker erhielten von der WHO Daten über die wöchentliche Inzidenz (Hinzukommen) von Atemwegserkrankungen für mehrere Jahre und konnten so Daten zur Sterblichkeit aus 21 Ländern zusammenstellen – auf diese Länder entfallen 35 Prozent der Weltbevölkerung. Sie verwendeten diese Informationen, um in ihrer Stichprobe die Anzahl der Todesfälle durch Atemwegserkrankungen in allen Ländern zu bewerten.
Dann verwendeten sie eine Statistiksoftware, um Daten aus 21 Ländern auf den Rest der Welt zu extrapolieren.
Die Studie zeigte, dass die tatsächliche Zahl der Todesfälle in der Welt zwischen 123.000 und 203.000 liegen dürfte – bei 18.631 Fällen, die im Labor bestätigt wurden. Die Mehrheit der Verstorbenen war unter 65 Jahre alt.
Die Wissenschaftler betonen, dass das H1N1-Virus in die Lungen eindringt und durch eine bakterielle Lungenentzündung verkompliziert werden kann, die möglicherweise nicht direkt mit dem Grippevirus in Verbindung gebracht wird.
Mit der wissenschaftlichen Erforschung der Schweinegrippe beschäftigte man sich auch in Russland. Zusätzlich zu der oben erwähnten Arbeit von Malyschew wurde eine weitere statistische Studie durchgeführt – "Analyse der Epidemie der A(H1N1)-Grippe in Russland in der Saison 2009/2010". Sie wurde von Wissenschaftlern des Smorodinzew-Instituts für Grippeforschung in Sankt Petersburg durchgeführt.
Die durchschnittliche Inzidenzrate der Gesamtbevölkerung betrug 8,5 Prozent (12,15 Millionen Menschen – Anm. d. Red.) mit Schwankungen zwischen 2,3 und 19,2 Prozent", schrieb das Kollektiv der Wissenschaftler unter der Leitung des damaligen Chefs des Föderalen Grippeforschungszentrums Iwan Marinitsch.
Damit wurden im Zeitraum 2009/2010 in Russland tatsächlich zwischen 7,15 Millionen und 12,15 Millionen Menschen Träger von H1N1. Das sind 282-mal bis 480-mal mehr als die 25.339 gemäß den offiziellen Daten.
Dabei betrug die Sterblichkeit durch die Schweinegrippe nach offiziellen Statistiken 2,38 Prozent (604 von 25.300 Erkrankten verstarben). Wenn man den gleichen Prozentsatz auf die in den Studien aufgestellten Daten hochrechnet, würde die Zahl der Todesfälle zwischen 170.000 und 289.000 Menschen liegen.
"So etwas ist auf unserem Planeten noch nie zuvor geschehen"
Ende März 2020 überschritten 59 Regionen Russlands die epidemiologische Schwelle für Viruserkrankungen der Atemwege – je nach Region liegt diese bei zwischen fünf und 40 Prozent der Bevölkerung. Dies besagen die Daten des Smorodinzew-Instituts für Grippeforschung.
Es ist offensichtlich, dass auch das neuartige Coronavirus seinen Beitrag zu dieser traurigen Statistik geleistet hat. Aber auch die Schweinegrippe wurde noch nicht komplett ausgemerzt. Ärzten gelang es, die Krankheit einzudämmen, ein Impfstoff wurde entwickelt, viele Russen entwickelten Immunität. Es gibt also keine Epidemie.
Doch das bedeutet nicht, dass die Menschen nicht mehr an H1N1 erkranken. So gab es nach Angaben des Grippeforschungsinstituts vom 16. bis zum 22. März 2020 in Russland 465 Fälle von H1N1 in 46 Städten. Es wurden 111 Virenkulturen des Stammes A(H1N1)pdm09 untersucht, und alle davon waren "empfindlich gegenüber Neuraminidase-Hemmern", d.h. mit antiviralen Therapien zu behandeln.
Genau das wird in Zukunft mit dem neuartigen Coronavirus geschehen. Aus einer tödlichen Bedrohung wird eine routinemäßige Krankheitsstatistik innerhalb einer saisonalen Erhebungsfehlerspanne werden. Dieses Schicksal ereilte bereits einen seiner "Brüder" – das Coronavirus SARS-CoV, das eine atypische Lungenentzündung verursachte und in den Jahren 2002/2003 epidemisch auftrat.
Mediziner und Beamte auf der ganzen Welt und in Russland probten in Vergangenheit schon mehr als einmal Quarantänen in Pandemiefällen – für Vogelgrippe, Schweinegrippe und einige andere Atemwegserkrankungen, erklärt die Pulmonologin Marina Smirnowa (Name geändert). "Wir maßen die Körpertemperatur der Menschen an den Flughäfen, mal ließ man jemanden nicht irgendwo hinfliegen, einige Länder sperrten ihre Grenzen für die Ein- und Ausreise; man führte bevölkerungsumfassende Immunisierungsmaßnahmen gegen Grippe durch", listete sie auf. "Aber natürlich dachte niemand über globale Grenzschließungen und totale Quarantäne nach, so wie wir sie jetzt sehen. So etwas ist auf diesem Planeten noch nie zuvor geschehen."
Eines ist allen Ärzten klar: Kinder, Schwangere, ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem und chronischen Krankheiten sind immer die Ersten, die von einer Infektion getroffen werden. Die Schutzsysteme ihrer Organismen kommen mit Virenangriffen schlechter zurecht. Daher ist es mit hochansteckenden Krankheiten wie mit einem Brand – es ist leichter, die Krankheit zu verhindern, als sie zu behandeln. Wenn Sie also in eine der Risikogruppen fallen und keine dringenden Dinge zu erledigen haben, dann sitzen Sie das Ganze besser zu Hause aus. Diese Empfehlung sprachen ausnahmslos alle RT-Gesprächspartner aus.
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