Meinung

Der Westen versteht es richtig: Putin, Xi und der Globale Süden gewinnen wieder

Das Forum der Neuen Seidenstraße in Peking ist nicht nur wegen des Treffens zwischen dem russischen und dem chinesischen Präsidenten beachtenswert. Es ist ein wichtiger Schritt zur Integration der globalen Mehrheit – und selbst die westliche Presse kommt nicht umhin, das einzuräumen.
Der Westen versteht es richtig: Putin, Xi und der Globale Süden gewinnen wiederQuelle: Sputnik © Grigori Syssojew

Von Dmitri Kossyrew

Es gab eine schädliche Idee, die in den 1990er Jahren von russischen Kollegen von schlechteren Beispielen der westlichen Journalistik übernommen wurde, nämlich dem Publikum nur das zu berichten, was unmittelbar Bezug zum eigenen Land hat. Die restliche Welt habe angeblich keine Bedeutung. In voller Übereinstimmung mit dieser Herangehensweise versuchten einige unserer Medien, das Ereignis am Mittwoch ausschließlich als Wladimir Putins Besuch in China darzustellen. In Wirklichkeit war das Ereignis aber viel umfassender, denn in Peking passierte gleichzeitig sehr viel – und ja, dazu gehörte auch der Besuch des russischen Präsidenten zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch alles begann mit seiner Einladung zu dem großen internationalen Forum über die weitere Entwicklung des chinesischen Projekts der Neuen Seidenstraße. Und das Forum hatte einen überraschend lauten Nachklang.

Betrachten wir einmal, wie ausgerechnet die westlichen Kollegen diese Situation bewerteten – und zwar die Klügeren unter ihnen. The New York Times titelt: "Seite an Seite mit Putin stellt Xi seine Vision der neuen Weltordnung vor." Man könnte es beim besten Willen nicht besser sagen. Im Text heißt es: Xi Jinping habe "das Treffen der Staatschefs – meist aus Entwicklungsländern – dazu genutzt, ihnen seine Ambitionen zur Änderung der Weltordnung vorzustellen, während die Welt angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Krise in Gaza dasteht. Er stellte sein Land als Alternative zur Führung der USA dar. Und er sah eine wichtige Rolle für Präsident Putin vor und unterstrich, wie wichtig ihre Beziehungen für seine Vision der Welt seien."

All das stimmt. Genau das ist in Peking geschehen. Anzumerken wäre nur, dass sich bei dem Forum nicht nur eine Gruppe von "Entwicklungsländern" zusammenfand, sondern 150 Delegationen, größtenteils aus Staaten, die die Weltmehrheit oder der Globale Süden genannt werden.

Setzen wir unsere Lektüre fort. The Washington Post schreibt: Russlands und Chinas Staatschefs hätten in dem Gipfel die Möglichkeit gesehen, "ihre Partnerschaft gegen die USA und sonstige westliche Länder zum Zeitpunkt eines globalen Umbruchs zu demonstrieren." Für den russischen Präsidenten sei das eine Gelegenheit, sich als "Staatschef mit mächtigen Freunden" zu präsentieren. Fügen wir dem noch hinzu, dass es sich bei diesen Freunden nicht allein um China handelt. Es reicht, die bilateralen Treffen des russischen Präsidenten zu betrachten, sowie die Einladungen an ihn aus zwei asiatischen Staaten.

Und schließlich ist da noch ein Kommentar aus der Hongkonger South China Morning Post, verfasst von einer pakistanischen Autorin aus New York. Der Titel lautet: "Der mit den Palästinensern sympathisierende Globale Süden verbündet sich mit China, während die USA nach Unterstützung für Israel gegen Hamas in Gaza Ausschau halten." In dem Text finden sich gute Gedanken:

"Spezialisten sagen, dass dieses Auseinanderdriften von Positionen den Westen international noch mehr isolieren wird. Für das politisch dysfunktionale und geteilte Washington wird es wahrscheinlich schwierig sein, dem wachsenden Prestige Moskaus und Pekings etwas entgegenzusetzen."

All das Beschriebene geschah in den zwei vergangenen Tagen in der chinesischen Hauptstadt. Einerseits war es ein Zufall, dass gerade am Wochenende zuvor die bekannten Ereignisse in Israel und seiner Nachbarschaft begonnen hatten – die so klar zeigten, dass der Globale Süden insgesamt, und nicht nur die muslimischen Staaten, sich vom Westen immer weiter distanziert. Andererseits hilft der Allmächtige gern jenen, die sich selbst helfen. Einzeln würden die Stimmen dieser Weltmehrheit verstreut und kaum hörbar erklingen. Und hier kam die gegensätzliche Position zum Westen – genauer gesagt, dessen zunehmende Isolation – ungewöhnlich klar und deutlich zum Vorschein: Während die Weltmehrheit in Peking mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt ist, versucht der Westen nach alter Gewohnheit, krampfhaft eine Seite des Nahost-Konflikts zu unterstützen. Es hätte einen solchen Effekt nicht gegeben, wenn es das Forum in Peking nicht gegeben hätte.

Doch wie wir sehen, fand das Forum statt, und der Grund für sein Stattfinden ist die zunehmende wirtschaftliche, ideelle und politische Integration der besagten Weltmehrheit. In diesem Fall handelt es sich um eine Integration in das chinesische Projekt der Neuen Seidenstraße, also die Schaffung eines prinzipiell neuen Systems der Weltwirtschaft, eines Systems, das in groben Zügen schon gebaut ist. Die Organisatoren des Forums nutzten selbiges im Grunde dazu, um einen Übergang zu zahlreichen kleineren Details anzukündigen, die dieses System präzisieren. Davon handelte insbesondere Xi Jinpings Rede bei der Eröffnung des Forums. Doch solche Kleinigkeiten zu bemerken, fällt dem Westen schwer – man kommt nicht dazu, zu viel bricht gerade gleichzeitig zusammen.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti.

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