Meinung

Prilepins erster Artikel nach überlebtem Mordanschlag: "Wie effizient und koordiniert sie arbeiten!"

Kaum wieder bei Bewusstsein, stürzt sich der durch einen gegen ihn gerichteten ukrainischen Sprengstoffanschlag verletzte Schriftsteller, Journalist und Politiker Sachar Prilepin wieder in die Arbeit. Seinen ersten längeren Artikel schrieb er exklusiv für RT.
Prilepins erster Artikel nach überlebtem Mordanschlag: "Wie effizient und koordiniert sie arbeiten!"Quelle: Sputnik © Ermittlungskomitee der Russischen Föderation

Von Sachar Prilepin

Ich kann nicht behaupten, dass ich die Medien der anderen Seite intensiv verfolgt habe (bis vor Kurzem habe ich sie kaum verfolgt).

Weil ich aber neuerdings sehr früh aufwache (ich habe mehr Knochenbrüche als ich anfangs dachte), habe ich mir heute Morgen ganz bewusst ein Dutzend russischsprachige Videos von Leuten wie Chodorkowski, Belkowski und Gordon angesehen.

Ich will nicht sagen, dass sie widerlich sind (auch das sind sie, aber ich bin nun mal ihr Feind, warum also sollten sie sich "objektiv" über den Anschlag gegen mich äußern?). Das Problem ist vielmehr, dass sie – beginnend mit Anatolij Scharij, der sich als erster auf das Thema gestürzt hat – alle nach etwa derselben Methode lügen und oft den unglaublichsten Unsinn erzählen. Hier einige Beispiele ihrer Manipulationen:

- Sie behaupten, dass das Dorf am Ort des Anschlags unbewohnt ist (sie verwechseln ständig den Namen, d.h. sie wissen nicht einmal, wo es passiert ist). In Wahrheit gibt es in der Nähe ein Naturschutzgebiet und ein Jagdrevier, und an den Wochenenden kommen Dutzende von Autos hierher, darunter auch Leute, die zum ersten Mal kommen, nur weil sie wissen, dass es hier eine großartige Natur und viele wilde Tiere gibt;

  • Sie behaupten, dass das Dorf nur aus drei Häusern besteht, in Wahrheit sind es 43;
  • Sie lügen aus irgendeinem Grund, dass ich dort zum Essen in einem Restaurant (in einem unbewohnten Dorf?!?) war – dabei lebe ich dort schon seit über 20 Jahren und habe fast alle meine Bücher dort geschrieben;
  • Aus irgendeinem Grund lügen sie, dass ich aus dem Auto ausgestiegen bin;
  • Sie erfinden, dass ich zu schnell gefahren bin – aber man kann dort nirgendwo schnell fahren, in das Dorf führt nur eine holprige Schotterstraße, auf der man ständig abbremsen muss;
  • Sie lügen aus irgendeinem Grund, dass ich meine Tochter in einem Wald (?!?) abgesetzt habe, obwohl auf dem Foto zahlreiche Häuser in der Ferne zu sehen sind – und ich sie in dem Dorf abgesetzt habe;
  • Sie behaupten, dass es unmöglich sei, unbemerkt eine Mine zu legen (zu meiner Dienstzeit in Grosny legten speziell geschulte Leute nachts vor dem wichtigsten Militärposten Minen und konnten unbemerkt entkommen; hier, wo es keine Posten in der Nacht gibt, kann man fast alles unbemerkt ablegen);
  • Sie sagen, dass es unmöglich war, überhaupt dorthin zu gelangen (bei trockenem Wetter, wie jetzt, gelangt man zu diesen Orten sogar in alten sowjetischen Personenkraftwagen);
  • Sie sagen, dass ich durch die Seitentür hinausgeklettert sei (tatsächlich gab es etwa 50 Zeugen, die mir tatsächlich durch die Windschutzscheibe hinausgeholfen haben, und eine riesige Menge an Filmmaterial von den Dorfbewohnern, und das ziemlich realistisch: Viele dachten, dass mir gerade ein Bein abgetrennt werden würde).

Und in diesem Sinne geht es weiter.

Unsere "ehrlichen" Gegner verdrehen einfach die ganze Geschichte und treiben sie bis auf ungeahnte Höhen des Absurden. Der Empfang für Mobiltelefone funktioniert dort übrigens auch. Die Dorfbewohner haben den Krankenwagen und andere Dienste per Telefon gerufen.

Ein angewidertes Grinsen huscht über die Gesichter der "Experten", denn natürlich kennen sie die Wahrheit, müssen aber das oben exemplarisch Aufgezählte behaupten. 

Zugegeben, ich habe fälschlicherweise gedacht, dass Herr Pastuchow seinen Ruf als ein intelligenter Mensch schätzen würde, und ich hatte sogar einige Illusionen über Scharij.

Aber nein, es ist einfach eine gut geölte Propagandamaschine, überall gleich und überall gleichermaßen schamlos.

Ich möchte hier eigentlich nicht über mich sprechen, sondern über unsere Gegner. In ein paar Tagen haben sie anderthalb Dutzend Videos veröffentlicht, die bereits millionenfach angesehen wurden, natürlich auch von unseren Jugendlichen und Erwachsenen – all diesen "Wahrheitssuchern" aus Ober-Lars [Anm.: ein Naturidyll im Nordkaukasus] und auch aus anderen warmen Orten und Ländern.

Sie machen einen großartigen Job, diese Meister der Fakes.

Hier wäre die passende Stelle, um mal etwas Pathetisches zu sagen, etwa wie "Die Wahrheit wird immer gewinnen", aber ich werde nur noch einmal wiederholen, was ich bereits gesagt habe:

Sogar in dieser offensichtlichen Geschichte arbeitet die andere Seite perfekt, frontal, schamlos, mit einer sehr gut geschmierten Mannschaft von Propagandisten und deren massiver Berichterstattung.

Was uns angeht: Ich habe nicht gesehen, dass von unserer Seite (mit all der enormen Unterstützung durch die Blogger) in angemessenem Umfang berichtet wurde und heiß begehrte Videos veröffentlicht wurden. Soweit ich das heute Morgen mitbekommen habe, waren die Medien weltweit so still wie ein Fisch auf dem Eis. Nun, vielleicht brauchen wir keine Berichterstattung und keine populären Videos.

Wir arbeiten nicht mit der öffentlichen Meinung und wir arbeiten auch nicht genug mit dem russischsprachigen Teil des Internets.

Sie [unsere Gegner] dagegen stecken mit ihren Füßen direkt in unserem Bett.

Übersetzung aus dem Russischen

Mehr zum Thema - Wer ist der beim Sprengstoffanschlag verletzte Schriftsteller Sachar Prilepin?

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