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"Ein historischer Moment": WHO genehmigt den ersten Malaria-Impfstoff für Kinder

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffs gegen Malaria empfohlen. Das Vakzin "RTS,S" solle an Kinder in Afrika südlich der Sahara und in anderen Malaria-Regionen verabreicht werden, erklärte die UN-Behörde.
"Ein historischer Moment": WHO genehmigt den ersten Malaria-Impfstoff für KinderQuelle: AFP © Brian Ongoro

Inmitten des laufenden Kampfes gegen COVID-19 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten Impfstoff gegen eine andere tödliche Krankheit zugelassen – Malaria. Die UN-Behörde ist überzeugt, dass das Vakzin Zehntausende von Leben retten könnte.

"Die WHO empfiehlt den breiten Einsatz des Malaria-Impfstoffs RTS,S/AS01 (RTS,S) bei Kindern in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara", teilte die von den Vereinten Nationen getragene Gesundheitsbehörde am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit.

Dies sei "ein historischer Moment", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Der lang ersehnte Malaria-Impfstoff für Kinder ist ein Durchbruch für die Wissenschaft, die Gesundheit von Kindern und die Malariabekämpfung." In Kombination mit anderen Malaria-Mitteln kann er Berichten zufolge auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle verringern. Tedros erklärte weiter: 

"Der Einsatz dieses Impfstoffs zusätzlich zu den bestehenden Mitteln zur Malaria-Prophylaxe könnte jedes Jahr Zehntausende von jungen Menschenleben retten."

Das Vakzin sei sicher, betonte Tedros. Der Impfstoff, der auch als "Mosquirix" bekannt ist, wurde vom britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Über 800.000 Kindern in den afrikanischen Ländern Ghana, Kenia und Malawi wurde das Präparat im Rahmen eines 2019 gestarteten Pilotprogramms verabreicht. Mosquirix muss in vier Dosen verimpft werden. Das Vakzin ist für Kinder ab dem Alter von 6 Wochen bis 17 Monaten zugelassen. Mehr als 30 Jahre wurde an der Entwicklung des Impfstoffes gearbeitet.

Allerdings zeigte das Vakzin während der vierjährigen klinischen Studien bei Kindern nur eine begrenzte Wirksamkeit. Nur 39 Prozent der Malariafälle konnten verhindert und weitere 29 Prozent der Kinder vor schweren Fällen von Malaria geschützt werden, heißt es etwa in einem Bericht von Guardian.

Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen, überwiegend in Afrika. Viele Menschen stecken sich mehrmals im Jahr an, 400.000 sterben jährlich dadurch. 94 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnen afrikanische Länder. Nach Angaben der WHO sterben immer noch jedes Jahr mehr als 260.000 afrikanische Kinder unter fünf Jahren an einer Malaria-Infektion.

"RTS,S" ist jedoch nicht nur der erste Impfstoff gegen Malaria, der vielversprechende Ergebnisse zeigte, sondern auch der erste Impfstoff überhaupt, der sich als wirksam gegen eine bestimmte Art von Parasiten erwies. Denn Malaria wird nicht durch Bakterien oder Viren ausgelöst, sondern durch Plasmodium-Parasiten, die durch infizierte Mücken auf den Menschen übertragen werden.

Infizierte bekommen oft Fieber und Schüttelfrost und leiden an Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit. Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu. Die meisten schwer betroffenen Menschen sterben, wenn sie keine ärztliche Behandlung erhalten. Der Impfstoff wirkt gegen den tödlichsten mehrerer Malaria-Parasiten – Plasmodium falciparum.

Wie die WHO weiter berichtet, würden die Pilotprogramme in Ghana, Kenia und Malawi fortgeführt, um die Langzeitwirkung der Impfung zu beobachten und die Notwendigkeit der 4. Impfdosis zu evaluieren. Anfang 2020 gab es jedoch auch Kritik an dem Vorgehen der WHO im Rahmen dieses Projekts. So hatten mehrere Experten in der sogenannten Ottawa-Erklärung mögliche Verstöße gegen ethische Richtlinien der UN-Behörde angeprangert.

Experten um Professor Charles Weijer von der Western University in Kanada warfen der WHO damals vor, bei der Umsetzung des Pilotprogramms internationale ethische Standards missachtet zu haben. So seien etwa von den Eltern der am Impfprojekt teilnehmenden Kinder keine Einverständniserklärungen für die Impfung mit "RTS,S" eingeholt worden. Auch seien sie nicht ausreichend über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt worden. Die Dosen des Malaria-Vakzins wurden demnach im Rahmen von Routine-Impfprogrammen verabreicht. Die WHO betonte jedoch, dass die freiwillige Teilnahme der Eltern daran auch das Einverständnis einschließt. 

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