Deutschland

Krone-Schmalz: "Es führt zu nichts Gutem, politische Analyse durch Moral ersetzen zu wollen"

In einem Interview nimmt die Publizistin und Journalistin Gabriele Krone-Schmalz zum Ukraine-Konflikt Stellung. Sie plädiert für einen Gesamtblick, der auch die Geschehnisse vor dem 24. Februar 2022 mit in den Blick nimmt. Bloßes Schwarz-Weiß-Denken hält sie für gefährlich.
Krone-Schmalz:  "Es führt zu nichts Gutem, politische Analyse durch Moral ersetzen zu wollen"Quelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Die deutsche Buchautorin, Journalistin und ehemalige ARD-Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz hat den NachDenkSeiten ein Interview gegeben. Krone-Schmalz zählt in Deutschland zu den "Russlandverstehern" und wird in der derzeit herrschenden aufgeheizten, bellizistischen Atmosphäre offen verunglimpft und diskriminiert. Damit geht es ihr ähnlich wie Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, die sich für Diplomatie und Verhandlungen einsetzen. Vernünftige und aufgeklärte Positionen haben in der Bundesrepublik derzeit einen schweren Stand. 

Selbst ihr ehemaliger Arbeitgeber, die ARD, schloss sich der Schmutzkampagne gegen Krone-Schmalz an. Sie landete kürzlich gemeinsam mit dem Schweizer Friedensforscher und Historiker Daniele Ganser und der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot in einem sogenannten "Faktenfinder" der Tagesschau, der allen dreien fragwürdiges Expertentum unterstellt.

Im Interview zeigt sich Krone-Schmalz verwundert darüber, dass ausgewogene und um Verstehen bemühte Positionen in der deutschen Öffentlichkeit aktuell keinen Platz haben. In persönlichen Gesprächen erlebe sie das jedoch anders.

"Ich stelle nur fest, dass die Stimmung in der Bevölkerung offensichtlich eine andere ist als beispielsweise in den sogenannten sozialen Medien. Nicht nur bei meinen Veranstaltungen – da könnte man ja sagen, da kommen nur diejenigen hin, die mit meinen Analysen sympathisieren –, nein, wenn ich ganz normal auf der Straße unterwegs bin. Ich bekomme sehr viel Zuspruch, sehr viel Unterstützung, Menschen wünschen mir Kraft für meine Arbeit. Und bedanken sich für meinen Mut. Und dann frage ich mich immer, wo sind wir gelandet, wenn es Mut braucht, Debatten anzustoßen?"

Ohne sich auf eine Seite schlagen zu wollen, bedauere Krone-Schmalz, dass im Hinblick auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine dessen Vorgeschichte meist ausgelassen wird. Man gebe sich mit schlichten Dogmen zufrieden. Das aber sei für die Demokratie gefährlich.

"Diese Schwarz-Weiß-Malerei ist natürlich einfacher in der politischen Argumentation, wenn man eine Linie durchziehen will. Da stören Grautöne. Eines der großen Missverständnisse besteht darin, dass ein Erklären der Vorgeschichte gleichgesetzt wird mit der Rechtfertigung des russischen Einmarsches. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. … Und ich habe den Eindruck, dass genau das – diese holzschnittartigen Gut-Böse-Modelle – von vielen Menschen abgelehnt wird. Die Diskrepanz zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung ist offenbar ziemlich groß, und wenn das so ist, dann schadet das der Stabilität eines demokratischen Systems."

Bemerkenswert ist, dass sich Krone-Schmalz trotz der Diffamierungskampagnen gegen ihre Person einen differenzierten Blick erhalten hat. Bedauerlich ist hingegen, dass genau dieser differenzierte Blick, den es in der aktuellen Debatte dringend bräuchte, in Deutschland in Politik und Medien derzeit kaum anzutreffen ist.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
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