Europa

Russische Experten über Abrams-Panzer für Kiew und die Ausbildung ukrainischer Soldaten

Das Pentagon lässt die Schulung von rund 11.500 Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte (AFU) in Deutschland verlauten. Zusätzlich werde man zeitnah Abrams-Panzer zur Ausbildung der AFU-Streitkräfte nach Deutschland schicken.
Russische Experten über Abrams-Panzer für Kiew und die Ausbildung ukrainischer SoldatenQuelle: AFP © Patrik Stollarz / AFP

Das Pentagon teilt mit, dass in Deutschland rund 11.500 Angehörige der ukrainischen Streitkräfte (AFU) geschult werden sollen. Außerdem werde Washington in naher Zukunft Abrams-Panzer nach Deutschland schicken, allerdings nicht zur Lieferung an die Ukraine, sondern für die Ausbildung der AFU-Streitkräfte auf deutschem Boden. 

Dies sei ein "großer Fortschritt" und ein Aspekt, der es den ukrainischen Streitkräften ermöglichen soll, "auf dem Schlachtfeld erfolgreich zu sein", so die Meinung des Pentagons. Allerdings, so die Analysten, könne eine solche Ausbildung die Kampffähigkeiten der ukrainischen Armee nicht ernsthaft verbessern, weil der größte Teil einer solchen Ausbildung "weitgehend reine Show" sei.

Der Chef der Vereinigten Stabschefs des Pentagons, Mark Milley, sagte bei einem Briefing, dass die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte in Deutschland stattfinden werde.

"Zur selben Zeit werden etwa 2.500 ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet. Rund 8.800, fast 9.000, haben ihre Ausbildung bereits beendet und sind in die Ukraine zurückgekehrt. Und 65 [ukrainische Militärs] wurden kürzlich an Patriot-Raketensystemen ausgebildet", sagte er.

Im Anschluss an Milly sagte Pentagon-Chef Lloyd Austin, dass die Vereinigten Staaten bald Abrams-Panzer nach Deutschland schicken würden. Der Associated Press (AP) zufolge seien die Fahrzeuge jedoch nicht für die Übergabe an die Ukraine bestimmt, sondern für die Ausbildung von AFU-Truppen auf deutschem Gebiet.

"Es handelt sich nicht um diejenigen Panzer, die zur Übergabe an die Ukraine bestimmt sind, um sie in Kampfeinsätzen gegen Russland einzusetzen", berichtet die AP. "Stattdessen werden gerade 31 M1A1-Kampfpanzer in den USA modernisiert, welche an die Front geschickt werden, sobald sie bereit sind."

Unter Berufung auf offizielle Angaben des Pentagons erklärten die AP-Journalisten, dass die 31 Übungspanzer Ende Mai auf dem Schießplatz Grafenwöhr in Deutschland eintreffen sollen und dann ein paar Wochen später mit der Ausbildung der Truppen begonnen werde. Die Schulung der Mannschaften soll etwa zehn Wochen dauern. An dieser Ausbildung werden voraussichtlich 250 Vertreter der Streitkräfte teilnehmen, wobei einige von ihnen lernen, wie man die gepanzerten Fahrzeuge steuert, während die anderen mit Reparaturen und Wartungsarbeiten beschäftigt sein sollen.

Der Pentagon-Chef seinerseits betrachtet die Lieferung der Abrams-Trainingspanzer und die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte als "großen Fortschritt".

"Die M1 [Abrams-Panzer], welche die Ukrainer für die Ausbildung nutzen werden, treffen in den nächsten Wochen hier in Deutschland ein. All dies ist ein enormer Fortschritt, und ich bin überzeugt, dass diese Ausrüstung und die begleitende Vorbereitung die ukrainischen Streitkräfte in die Lage versetzen werden, auf dem Schlachtfeld weiterhin erfolgreich zu sein",

betonte Austin und erinnerte dabei daran, dass die Vereinigten Staaten die Übergabe dieser Panzer beschleunigt haben, "um in den kommenden Monaten eine größere Anzahl gepanzerter Fahrzeuge an die Ukraine zu liefern".

Es soll betont werden, dass das Pentagon zuvor die Lieferung von Panzern an Kiew bis zum Ende dieses Jahres geplant hatte. Mittlerweile hat Washington den Termin für die Lieferung dieser gepanzerten Fahrzeuge an das Kiewer Regime näher gerückt, dafür musste man sich für die ältere Version des Abrams entscheiden.

Umfang der Schulung

An dieser Stelle sei daran erinnert – der Westen ist an der Ausbildung des ukrainischen Militärs beteiligt, um den Streitkräften Russlands zu trotzen. So beabsichtigt die Europäische Union beispielsweise, die Zahl der ausgebildeten ukrainischen Soldaten bis zum Ende dieses Jahres auf 30.000 zu erhöhen. Wie Europas Außenminister Josep Borrell am 21. April auf seiner Twitter-Seite ausführte, haben bereits über 16.000 ukrainische Soldaten im Rahmen der EU-Versorgung eine militärische Ausbildung erhalten.

Abgesehen von der EU und den USA ist auch das Vereinigte Königreich tatkräftig an der Schulung des ukrainischen Militärpersonals beteiligt. Ende März zitierte The Guardian das britische Verteidigungsministerium mit der Aussage, die Besatzungen der ukrainischen Streitkräfte würden im Umgang mit den Challenger-2-Panzern geschult, die "bei einem Gegenangriff gegen Russland eingesetzt werden sollen".

Später, am 21. April, erklärte der Pressedienst des britischen Verteidigungsministeriums, London habe insgesamt etwa 14.000 "Rekruten" der AFU trainiert, die inzwischen in die Ukraine zurückgekehrt seien.

"Insgesamt 14.000 ukrainische Rekruten sind aus dem Vereinigten Königreich zurückgekehrt, um ihre Heimat zu verteidigen, wobei sie Ausrüstung und eine Vorbereitung in Bereichen wie Minenräumung der Schutzgräben, Leistung Erster Hilfe auf dem Gefechtsfeld, Patrouillentaktik, Vorbereitung auf dem ländlichen Gelände sowie Kenntnisse der Normen des internationalen Rechts, die im Falle eines bewaffneten Konflikts zur Anwendung kommen, erhalten haben", heißt es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums.

Darüber hinaus kooperiert London mit Paris bei der gemeinsamen Vorbereitung ukrainischer Streitkräfte. Dem Vereinigten Königreich zufolge planen beide Seiten, ukrainische Marinesoldaten auszubilden, wobei man davon ausgeht, dass eine Intensivierung der Bemühungen beider Seiten durch Fortsetzung der Trainings der AFU "Tausende von Ukrainern in die Kampfbereitschaft versetzen könnte". Von sich aus erklärten die französischen Behörden, sie wollten dem Kiewer Regime dabei helfen, "eine Gegenoffensive zu starten".

Neben den USA, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich sind auch andere NATO-Länder, insbesondere Spanien, Polen und Dänemark, an der Ausbildung der AFU-Streitkräfte beteiligt.

"Vieles davon ist reine Effekthascherei"

Wladimir Batjuk, Leiter des Zentrums für militärische und politische Studien am Institut für die USA und Kanada der Russischen Akademie der Wissenschaften, bezeichnete das Training der AFU-Soldaten als Teil des Proxy-Krieges, der vom Westen unter der Führung der Vereinigten Staaten gegen Russland geführt wird.

"Angesichts der umfangreichen Lieferungen westlicher Militärgüter an das Kiewer Regime benötigen die ukrainischen Streitkräfte dringend qualifiziertes Personal, welches in der Lage ist, diese Maschinen effektiv anzuwenden, zu reparieren und zu warten. Wenn man bedenkt, wie umfangreich die militärische Vorbereitung des AFU-Personals ist, kann man behaupten, dass der Westen bereits ernsthaft in den Ukraine-Konflikt verwickelt ist. Das Einzige, was noch folgen könnte, ist eine direkte Beteiligung der NATO-Mitgliedsstaaten in die Kampfhandlungen auf der Seite Kiews. Doch die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten werden sich nicht darauf einlassen: Sie ziehen es vor, weiterhin einen indirekten Krieg gegen Russland zu führen", so der Experte gegenüber RT.

Es wird angemerkt, dass die Ausbildung in Großbritannien bis Ende dieses Jahres 20.000 ukrainische Soldaten erreichen wird.

Dabei, wenn man die Kurzfristigkeit vieler westlicher Trainingsprogramme für die AFU-Streitkräfte bedenkt, wird eine solche Ausbildung dem Kiewer Regime keine Vorteile oder grundlegend neue Handlungsmöglichkeiten bieten, ist sich Batjuk sicher.

"Größtenteils ist dies nichts anderes als Angeberei. Und ein besonders anschauliches Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Rekrutenausbildung in Großbritannien. Die Minenräumung kann auch in der Ukraine selbst erlernt werden. Es ist nicht ganz nachvollziehbar, warum ukrainische Soldaten zu diesem Zweck ins neblige Albion gebracht werden müssen", so der Analyst.

Und der Militärexperte Iwan Konowalow seinerseits bezeichnete die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte im Westen als eine "sehr zweifelhafte Unterstützung":

"Was die Rekruten betrifft, so ist es nicht möglich, einen gut ausgebildeten Kämpfer zu haben, wenn er keine realen Kampfeinsätze geleistet hat. Und dieses ganze Getue um die Befolgung von Protokollen, das Üben, wer sich wo und wie bewegt, die Taktik der Handlungen eines Pelotons, einer Kompanie – all das ist sehr formal und wird keine besondere Rolle bei der Steigerung der Kampffähigkeit der AFU spielen", sagte er in einem Kommentar an RT.

Ebenfalls stellte Konowalow die Idee britischer Ausbilder unter Kritik, dem ukrainischen Militär die Normen des internationalen Rechts beizubringen, die während eines bewaffneten Konflikts gelten.

"Unabhängig davon, wie gut man den Militärangehörigen der ukrainischen Streitkräfte diese beibringt, kümmern sie sich nicht um solche Normen. Sobald neue Rekruten in die Reihen der regulären ukrainischen Armee eintreten, sehen sie eine völlig andere Haltung des Kiewer Regimes gegenüber Kriegsgefangenen und Einheimischen. Die Rede ist von abscheulichen Kriegsverbrechen. In diesem Zusammenhang hat es keinen Sinn, die AFU-Militärs in dieser Richtung auszubilden, da sie die Rechte von Zivilisten und Soldaten völlig missachten. Die Amerikaner haben genügend Zeugen, die genau wissen, was sich die ukrainischen Militärangehörigen erlauben, wenn sie russische Kriegsgefangene erschießen, – wo haben internationale Normen hier denn ihren Platz", betonte der Analytiker.

Dennoch, selbst ernsthaftere Schulungen, zum Beispiel in Bezug auf die Steuerung westlichen Geräts, haben bei den ukrainischen Streitkräften noch keine nennenswerten Ergebnisse gebracht, so Batjuk. Er nannte dafür ein Beispiel, bei dem während eines Trainings in Polen der Turm eines Leopard-Panzers aufgrund der Ungeschicklichkeit der ukrainischen Besatzung abgerissen wurde.

"Offensichtlich haben die Vereinigten Staaten, nachdem sie solche Vorfälle mit den AFU-Streitkräften gesehen haben, davon abgesehen, dem Kiewer Regime überstürzt amerikanische Abrams-Panzer zu liefern. Man glaubt in Washington einfach noch nicht an den erfolgreichen Einsatz dieser Panzer durch die ukrainische Armee. Außerdem wollen die Amerikaner ihre kostbare Ausrüstung nicht zerstört haben – oder noch schlimmer – in die Hände des russischen Militärs geraten lassen. Daher all die Verzögerungen bei der Lieferung von Abrams an die Ukraine", erklärte der Experte.

Zudem, so Batjuk, gebe es in der Ukraine derzeit "praktisch niemanden, der sie bedienen" und "warten" könne.

"Es gibt auch nicht genügend Spezialisten, um die Abrams für den Kampf vorzubereiten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass das westliche Gerät sehr komplex und unberechenbar ist und nur von perfekt ausgebildeten Spezialisten bedient werden kann. Und das ist in der Tat ein ernstes Problem für die AFU. Doch selbst wenn die amerikanischen Abrams, wie vom Pentagon versprochen, bis Ende des Jahres an die Ukraine geliefert werden und es den USA gelingt, in der BRD [Bundesrepublik Deutschland] ein gewisses Kontingent für ihre Bedienung auszubilden, werden diese gepanzerten Fahrzeuge nach den Angriffen der russischen Streitkräfte in der Zone der militärischen Spezialoperation nicht schlechter brennen als andere westliche Ausrüstung", schloss der Analyst ab.

Zuerst erschienen bei RT Russian. Übersetzt aus dem Russischen. 

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