Hisbollah lässt ihre Muskeln im Mittelmeer spielen: Israel fürchtet um seine Luftüberlegenheit
von Seyed Alireza Mousavi
Der israelische Premierminister Jair Lapid war am Dienstag nach Frankreich aufgebrochen, um unter anderem mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron den jüngsten spektakulären Angriff der Hisbollah auf das umstrittene Karisch-Gasfeld im Mittelmeer zu besprechen. Frankreich ist als ehemalige Protektoratsmacht ein wichtiger Bezugspunkt für einen Teil der libanesischen Gesellschaft.
Israel hatte am Sonntag drei Aufklärungsdrohnen der Hisbollah-Bewegung über dem Offshore-Gasfeld im Mittelmeer abgeschossen. Die Operation der israelischen Armee lief aber nicht so ganz richtig und wie erwartet. Den israelischen Kampfjets F-35 ist es nur gelungen, eine der Drohnen abzuschießen. Sie waren nicht in der Lage, zwei weitere Kampfdrohen der Hisbollah abzufangen, da diese tief flogen. Die anderen beiden Drohnen, die einige Zeit unentdeckt flogen, wurden später von einem Kriegsschiff abgefangen. Die Hisbollah bezeichnete ihre Aktion in einer Erklärung als "erfolgreiche Aufklärungsmission". Man habe Israel mit dem Vorstoß eine Botschaft überbracht.
Die Hisbollah im Libanon hatte Israel bereits mit Angriffen gedroht, sollte das Land an der Ausbeutung des vom Libanon beanspruchten Karisch-Gasfeldes im Mittelmeer festhalten. Aus Sicht Israels liegt das Gasfeld in seinen Hoheitsgewässern und nicht innerhalb eines umstrittenen Gebiets, um das es in den Verhandlungen mit dem Libanon über die Seegrenze zwischen beiden Staaten geht. Israel fordert inzwischen eine härtere Haltung des Libanons gegen die von Teheran unterstützte Hisbollah-Bewegung. Lapid setzte mit seiner Reise nach Paris auch die Hoffnung auf den französischen Regierungschef, der gute Beziehungen zum Libanon pflegt. Mit ihrer jüngsten Operation forderte die Hisbollah Israels Luftüberlegenheit in der Region heraus, und sendete damit die Warnung an Israel, dass die libanesische Widerstandsbewegung die Fähigkeiten und Mittel besitzt, den kritischen Infrastrukturen in Israel Schaden zuzufügen.
Der Vorfall am Wochenende hatte aber auch eine andere, wichtigere Dimension. Wall Street Journal (WSJ) zitierte am Dienstag einen nicht namentlich genannten israelischen Beamten mit den Worten, die "Drohungen" der vom Iran unterstützten Hisbollah könnten Israels Plan, Erdgas nach Europa zu liefern, vereiteln. Die israelische Energieministerin, Karine Elharrar, sagte am Dienstag, dass das Gas aus Karisch, das bereits im September mit der Produktion beginnen könnte, im Rahmen einer Vereinbarung für die Europäische Union bestimmt sei.
Angesichts des Ölpreisanstiegs sucht der Westen bereits nach alternativen Quellen, um ein Ölembargo gegen Russland umsetzen zu können und steigende Ölpreise auf dem Markt einzudämmen. Nun schaltete sich die Hisbollah, genauso wie die Huthi-Bewegung im Jemen, als ein Akteur im globalen Kampf um Energieressourcen ein. Dies könnte auch den Verlauf und Ausgang des seit dem Ukraine-Krieg verschärften Wettbewerbs zwischen dem Westen einerseits und Russland und China sowie dem globalen Süden anderseits beeinflussen.
Mehr zum Thema – Erfolgreiche Aufklärungsmission für Libanon – Israel fängt Drohnen der Hisbollah über Mittelmeer ab
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.