Meinung

So durchbricht Russland die Wasserblockade im Donbass

Seit 2014, als Kiew seine Truppen in den Donbass schickte, ist die Versorgung der Region mit Trinkwasser zum Problem geworden. Pumpstationen wurden beschossen, Kanäle zerstört. Das Problem der Wasserversorgung des Donbass wird nun von Russland im Rekordtempo angegangen.
So durchbricht Russland die Wasserblockade im DonbassQuelle: Sputnik © Михаил Воскресенский/РИА Новости

Von Rafael Fahrutdinow

Zu Beginn des Monats Mai soll eine Wasserleitung in Betrieb genommen werden, die den Fluss Don mit dem Ballungsraum Donbass verbinden soll. Auf diese Weise, so glauben Experten, wird Russland in der Lage sein, die Wasserblockade durch die Ukraine in dieser Region zu durchbrechen. Worin besteht der Sinn dieses Projekts, warum ist sein Bau mit den größten Bauprojekten der UdSSR vergleichbar, und wie wird seine Realisierung das Leben der Bevölkerung im Donbass beeinflussen?

Die erste Etappe der neuen Wasserleitung aus dem Don zur Versorgung der Bevölkerung in der Volksrepublik Donezk soll bis zum 1. Mai in Betrieb genommen werden, erklärte der amtierende Regierungschef der Region Denis Puschilin am vergangenen Donnerstag. Ähnliches äußerte auch der stellvertretende Ministerpräsident Marat Chusnullin. Seinen Worten zufolge werden derzeit die Arbeiten zur Inbetriebnahme der Wasserleitung durchgeführt. "Wir planen bereits für den 30. April eine Wasserversorgung für Donezk", fügte er hinzu.

Bereits Anfang April hatte Chusnullin berichtet, dass dieses Projekt in einer Rekordzeit von etwas mehr als fünf Monaten gebaut worden war. Die Wasserversorgung der Bewohner der Republik sei eine der wichtigsten Aufgaben, sagte Puschilin seinerseits. Der Beschluss, eine Wasserleitung vom Don aus zu bauen, sei in der Tat eine Rettung für die Republik, denn die Reservewasserleitung sei praktisch "leergefegt".

Die Region ist seit einem Jahr von einer Wasserblockade betroffen, nachdem die ukrainischen Behörden beschlossen hatten, den Betrieb einer Pumpstation in der Nähe der Stadt Majorsk einzustellen. Die Schlüsselquelle für die Wasserversorgung, nämlich der Sewerski-Donez-Donbass-Kanal, ist außer Betrieb, und die Anlagen in anderen Gebieten können wegen der aktiven Kampfhandlungen nicht repariert werden.

Was die neue 194 Kilometer lange Wasserleitung betrifft, so wird ihre Kapazität 288.000 Kubikmeter pro Tag betragen. Die Wasserversorgung umfasst acht Pumpstationen, darunter eine schwimmende, 110-Kilowatt-Umspannwerke, 10.000-Kubikmeter-Wasserspeicher, 14 hydraulische Reservoirs, 49 Pumpen, zwei Stahlrohrstränge mit einem Durchmesser von 1,2 Meter und einer Länge von jeweils 200 Kilometer.

Die Infrastruktur ist auf eine mögliche Versorgung von 480.000 Kubikmeter Wasser ausgelegt, nicht nur für Donezk und seine Agglomeration, sondern auch für die benachbarten Städte der Region Rostow. Dabei sind alle automatischen Komponenten des Systems im Doppel vorhanden, sodass im Notfall die Wasserversorgung nicht unterbrochen wird.

Was die Baugeschwindigkeit der Wasserleitung angeht, so ist sie in der Tat rekordverdächtig. "Selbst zu Zeiten der groß angelegten Bauprojekte in der UdSSR dauerte es bis zu fünf Jahre, um solche Großprojekte zu realisieren wie den Belomorkanal (Weißmeer-Ostsee-Kanal) oder das Wasserkraftwerk Wolgograd. Unsere Baustelle fing im Dezember 2022 an", heißt es in der Mitteilung des militärischen Baukomplexes des Verteidigungsministeriums.

An dem Projekt "Großes Wasser" war nicht nur das Militärbauamt, sondern praktisch ganz Russland 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche beteiligt. Die Rohrleitungen wurden in den Rohrwerken von Sagorsk, Tscheljabinsk, Wolschski und Charzyssk hergestellt. Der Stromversorger Rosseti hat den Strom für den Bau bereitgestellt. Insgesamt waren 5.300 Personen, über 35 Fabriken, 130 Organisationen, 285 Lieferanten und neun Regionen der Russischen Föderation an dem Projekt beteiligt.

Darüber hinaus mussten die militärischen Ingenieure zusammen mit dem Ministerium für Katastrophenschutz der DVR vor Baubeginn einen 45 Kilometer langen Abschnitt entminen. Im Anschluss waren Archäologen parallel zu den militärischen Bauarbeitern vor Ort tätig. Dabei entdeckten sie in der Nekropole von Tanais und im Grabhügel von Jedusch Silberfibeln, Geschirr und andere Artefakte, die an Museen übergeben wurden.

In diesem Zusammenhang ist Russland kurz davor, die Wasserblockade des Donbass zu durchbrechen, die von den ukrainischen Behörden verhängt wurde.

"In der DVR herrscht akuter Wassermangel. In Donezk gibt es nur noch alle drei Tage Wasser. Inzwischen sind Mannschaften im Einsatz, um Wasserleitungen und Heizungsanlagen zu reparieren. Dafür bedanke ich mich persönlich beim Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin, der die Entsendung von Fachleuten und Ausrüstung angeordnet hat", teilte der DVR-Abgeordnete Wladislaw Berditschewski der Zeitung Wsgljad mit.

Er verwies darauf, dass "in den letzten neun Jahren das Wasserversorgungssystem nur punktuell gewartet wurde, es gab keine größeren Instandsetzungsarbeiten, und während der Ukraine-Epoche wurde diesen Systemen überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt". "An einigen Stellen sind die Leitungen so marode, dass sie dem normalen Druck nicht mehr standhalten. Darum werden jetzt alle Systeme im Eiltempo repariert", so der Abgeordnete weiter.

"Gleichzeitig ist die Situation der Wasserversorgung in den Bezirken Starobeschewo, Telmanowo, Nowoasowsk und Mariupol deutlich besser. Obwohl man natürlich vor allem in Donezk und Makejewka auf die Inbetriebnahme des Kanals wartet, wo die Probleme am größten sind. Nach dem 1. Mai wird für die Menschen ein neues Leben beginnen", prognostiziert Berditschewski.

"Bereits seit über einem Jahr erhalten die Bürger von Donezk, Makejewka, Jassinowataja und Gorlowka in regelmäßigen Abständen dieselbe Nachricht, in der die Termine für die Wasserlieferung angegeben sind. In Donezk und Makejewka wird alle drei Tage für ein paar Stunden Wasser geliefert. In Jassinowataja und Gorlowka einmal alle zwei Tage, von 7 bis 9 Uhr", erklärte Walentina Tschaika, eine Einwohnerin von Donezk, Wsgljad.

"Acht Jahre lang mussten wir unser Leben an die Ausgangsbeschränkungen anpassen. Als dann die Ukraine eine Wasserblockade über uns verhängte und Wasser zur Mangelware wurde, mussten wir unsere Zeitpläne nach dem Wasserlieferplan ausrichten. Im Volksmund wird dies als 'Wassertag' bezeichnet. Sobald dieser Tag eintritt, rennt man unabhängig von Bombenangriffen oder Feiertagen nach Hause, um schnell das Geschirr abzuwaschen, Sachen zu waschen, Wasser zu holen, und die gesamte Familie nimmt ein Bad", fügte die Befragte hinzu.

"Aus diesem Grund haben die Bewohner von Donezk damit begonnen, verschiedene Hilfsgeräte zu benutzen, die ihnen die Arbeit erleichtern. Dazu gehören verschiedene Handwaschbecken, Gießkannen, tragbare batteriebetriebene Duschen und so weiter. In den Wohnungen werden alle freien Flächen mit Flaschen und anderen Wasserbehältern gefüllt", fährt Tschaika fort.

"Zusätzlich sind in der Stadt etwa sechs Filterstationen des Ministeriums für Katastrophenschutz im Einsatz. Dort darf jeder technisches Wasser für den Hausgebrauch zapfen. Tagtäglich verteilen mehr als 100 Fahrzeuge des Ministeriums Trink- und Brauchwasser an die Wohnquartiere. Die Bezirks- und Kommunalverwaltungen informieren die Bewohner über den Verteilungsplan. Im Laufe der Monate haben die Bewohner jedoch auswendig gelernt, wann und zu welcher Uhrzeit das Wasser geliefert wird", so Tschaika.

"Beschränkungen bezüglich der Wassermenge pro Person gibt es keine. Doch wenn ein fünfstöckiges, neunstöckiges Gebäude zum Wassertank hinausgeht, da bekommt man nicht viel – höchstens fünf bis sechs Fünf-Liter-Behälter. Selbstverständlich kann man das Wasser auch im Laden kaufen. Die Behörden überwachen die Preise. Derzeit kostet es etwa drei Rubel pro Liter", fügt die Donezkerin hinzu.

"Anfangs gab es in Donezk Stadtteile, in denen die Versorgung mit Wasser aus technischen Gründen nicht möglich war, insbesondere in den oberen Stockwerken. Das System hatte keinen Druck, und die Wassermenge war zu gering. Ab März wurde dies für den Großteil der Stadtbevölkerung zu einem Problem. Die Behörden mussten die Menschen darüber informieren, dass die Wasserlieferung nur noch bis zum Erdgeschoss erfolgen wird. Nun, die Bewohner der oberen Stockwerke gehen jetzt in den Keller, um Wasser zu holen und es in die Wohnungen zu tragen, weil es nicht anders möglich ist", so die Gesprächspartnerin.

"Wir haben die vorhandenen Reserven wortwörtlich schon praktisch 'versoffen'. Deshalb ist die Nachricht, dass die neue Wasserleitung bis zum 30. April in Betrieb genommen wird, ein wahres Wunder für uns. Natürlich erwarten wir nicht, dass dann Brunnen aus dem Wasserhahn sprudeln, aber das Leben wird leichter sein", so Tschaika.

"Die Behörden haben bereits angekündigt, die Wasservolumen zu erhöhen, die Versorgungszeiten zu verlängern und die Zahl der 'Wassertage' zu erhöhen. So werden die Bürger von Donezk nicht mehr unter Beschuss Wasser holen und ihr Leben riskieren müssen. Dadurch werden auch die vereinsamten älteren Menschen nicht mehr leiden, und die Quälerei der Krankenschwestern und des Krankenhauspersonals, die das Wasser auf dem Rücken tragen müssen, wird ein Ende haben", prophezeite die Gesprächspartnerin.

"Die neue Wasserleitung wird natürlich kaum den gesamten Wasserbedarf des Donbass decken. Dafür sind die Befreiung von Slowjansk und eines Teils der Region Charkow eine Voraussetzung. Dass sie aber das Leben im Ballungsraum Donezk erleichtern wird, ist unbestritten. Wir beobachten mit Bewunderung und Wertschätzung die Rund-um-die-Uhr-Arbeiten der militärischen Baumeister", schloss Tschaika.

Zuerst erschienen bei Wsgljad. Übersetzt aus dem Russischen.

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